Sara Glojnarić: Kein Mythos

Uraufführung der Kammeroper Kein Mythos im Rahmen von Neue Szenen V in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin.

Uraufführung: 6. November 2021
Musikalische Leitung: Manuel Nawri
Komposition: Sara Glojnarić
Libretto: Dorian Bruns
Regie: Nora Krahl
Ausstattung: Amir Baltić
Video: Brian Hose
Dramaturgie: Marlene Schleicher
Hannah: Clara Maria Kastenholz
Karin: Constanze Jader

Alle Bilder: © Eike Walkenhorst

„Kein Mythos“ ist ein Musiktheater für zwei Sängerinnen, Vocoder, Streichquintett, Schlagzeug und Video. Gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen findet im Musiktheater kaum statt – ebenso so wie nicht heterosexuelle Frauen grundsätzlich in der Gesellschaft wenig sichtbar sind. In KEIN MYTHOS zeigen wir zwei Frauen, die Schicht für Schicht in die gemeinsame Vergangenheit eintauchen. Sie erinnern sich an ein Treffen in der Wartehalle eines Flughafens, bei dem sie sich gegenseitig bewusst ignorieren – und an ihre erste Begegnung, eine verbotene Sommerliebe 1987 in der DDR. Die eine war damals gerade erwachsen, die andere noch minderjährig. Die Frauen werden erwischt, die Volljährige auf Bewährung verurteilt.
Die beiden trennen sich, doch der Konflikt hält an: Wie gehen sie mit den Blicken von außen um? Wie mit ihrem eigenen Verhältnis zu ihrer Homosexualität? Ihre Strategien sind sehr unterschiedlich, eine lebt zurückgezogen ins Private, die andere geht den extrovertierten Weg als queerfeministische Künstlerin.

Zwei Frauen

Die erste Liebe
Lebendig
Euphorisch
wird zertreten
vom Gesetz
von der Mutter
von den Blicken der Anderen

Es folgt der Taumel
Die Qual
Die Schuld
Die Unbeweglichkeit
Sich fügen
Verstecken
Kampf
Innen und Aussen.

Zwei Leben, vorangeschritten
Leise
Zur Seite geschoben
Laut
Provokant

Nicht vereint!
Nie vereint!
Und wir,
wieviel Schuld tragen unsere Blicke daran?

Nora Krahl